Aus der Geschichte der Wasserversorgung der Stadt Warstein


Bürnheimsquelle-Quelle. Die Quelle versorgte früher den Ortsteil Belecke mit Trinkwasser, weshalb sie auch Belecker Quelle genannt wird. Das Relief zeigt eine Warsteinerin beim Wasserholen. Mit dem Wasserjoch konnte die Frau zwei Eimer gleichzeitig auf den Schultern tragen.

Nach dem großen Stadtbrand vom Silvestertage des Jahres 1802, der fast die gesamte Stadt Warstein in Schutt und Asche legte, entschied die hessische Verwaltung, dass sich die Warsteiner nun im Tale der Wäster anzusiedeln hätten. Damit wurde auch das Problem der Wasserversorgung gelöst: Mußten früher die Frauen jeden Eimer mit dem kostbaren Naß mühselig mit dem Wasserjoch den Stadtberg heraufschleppen, konnten jetzt bequem die Quellen an der Wäster genutzt werden.


Trockelsknäppchen-Quellen. Hinter dem Eingang eines alten Luftschutzbunkers verbirgt sich der Zugang zu drei dicht beieinander liegenden Quellen, die durch einen Stollen miteinander gefaßt sind.

Wie reichlich das Wasserdargebot in Warstein ist, beweisen die zahlreichen Quellnamen. Wandern wir von Norden nach Süden durch die Stadt begegnen uns zuerst die Treisequelle und der Bullerteich, gegenüber liegen die Tackenquelle und die drei Trockelsknäppchen-Quellen, etwas weiter oberhalb entspringt die Belecker Quelle, auch Bürnheimsquelle genannt. Nach dem Zulauf der Rangequelle folgt die Rissequelle. Südlich davon entspringen Messingquelle und Falkenquelle, die früher Brauchwasser für die Warsteiner Brauerei lieferten. Direkt unterhalb des heutigen Straßenverlaufs der Hauptstrasse liegen die Bleichquelle und die alte Hillenbergquelle, sie werden seit den Bauarbeiten an der B55 im Jahre 1971 nicht mehr genutzt. Daneben gibt es noch eine ganze Reihe weiterer namenloser Quellen, die früher die Wasserversorgung einzelner Häuser sicherstellten. Die sogenannte Hillenbergquelle 2 wurde erst durch den Steinbruchbetrieb im ehemaligen Steinbruch Albers freigelegt. Es bildete sich ein 70 m langer, 15 m breiter und 2 – 3 m tiefer Quellteich. An acht verschiedenen Stellen konnte das Aufsteigen von Luftblasen beobachtet werden. Obwohl der Wasserspiegel drei Meter über dem Niveau der Wäster lag und das Bachbett nur 10 m entfernt war, gibt es in diesem Bereich keine natürlichen Quellenaustritte.


Treise-Quelle. Die teilweise noch erhaltene Fassung stammt aus der Zeit, als die Quelle Brauch­wasser für die Warsteiner Wilhelms-Hütte lieferte.

Durch zahlreiche Bauprojekte, die Erweiterung der Hauptstraße und den Steinbruchbetrieb mußten im Laufe der Jahrzehnte immer mehr Quellen aufgegeben werden. So gab es früher eine kleine Quelle im Keller der Gastwirtschaft an der Hauptstraße 96. Seit den Bauarbeiten an der B55 Anfang der 70er Jahre schüttet diese Quelle aber nicht mehr. Auf dem Gelände der benachbarten Aral-Tankstelle lag die Schnapsquelle. Der Name stammt von einer ehemaligen Brennerei an dieser Stelle. Die Quelle speiste bis zum Beginn der Bauarbeiten an der B55 die betriebliche Wagenwaschanlage. Auch im Steinbruch Steinrisse, 80 m ostwärts der Wäster, lag früher ein kleiner Teich, „der sich nach Angaben des damaligen Betriebsleiters, Herrn Möller, aus dem Grundwasser füllte. Aus diesem Grund konnte der Teich auch nicht durch Abpumpen beseitigt werden.“ Heutzutage werden nur noch die Hillenbergquelle 2 und die Bullerteichquelle für die Trinkwassergewinnung genutzt.


Bullerteich. Mehrere Grundquellen speisen einen Quellenteich. Nur ein Teil der Zuflüsse ist gefaßt, das meiste Wasser fließt ungenutzt in die Wäster.

Was werden die nächsten Jahre für die Wasserversorgung der Stadt Warstein bringen? Warstein ist auf festem Fels gebaut und trotzdem ist der Untergrund löchrig wie ein Schweizer Käse. Der Höhlenforscher spricht vom Karst. Doch die Lage der Spalten, Klüfte und Höhlen läßt sich nicht ermitteln. Karst ist der Schrecken der Hydrogeologen, denn Kalkgestein ist unberechenbar: Auf engsten Raum ändern sich Durchlässigkeit des Gesteins oder Fließgeschwindigkeiten und Flußrichtung des Grundwassers. Selbst der schwankende Karstwasserspiegel kann von den Geologen nicht präzise bestimmt werden.


Tacken Quelle. Mit Inbetriebnahme der ersten Wasserleitung (1886) hatte man einen Großteil des damaligen Warsteins mit Wasser versorgen können, wenngleich die Bewohner des alten Stadtbergs immer noch das Nachsehen hatten. Das Wasser für diese Häuser musste von der entstandenen „Pumpe“ immer noch den Berg hochgeschleppt werden. Bereits 1896/97 befasste man sich mit der Erstellung einer zweiten Wasserleitung, die nach und nach das bestehende System ablösen sollte. Unter Leitung des gleichen Ingenieurs Ludwig Disselhoff aus Hagen holte man einen einige Jahre zuvor verworfenen Plan aus der Schublade. Dieser Plan sah vor, die Oberstadt Warstein mit Wasser aus „Tacken Quelle“ zu versorgen. Von hier gelangte das Wasser nach Unterführung der damaligen „Minden-Coblenzer Provinzialstrasse“ (heute Hauptstrasse) nordwärts zur am Stadtausgange liegenden Sägemühle (heutiges Anglerheim). Mittels einer Pumpstation wurde das Wasser durch eine Leitung in den 1897 angelegten und zu Anfang des 20. Jahrhunderts erweiterten Hochbehälter „Alte Kirche“ auf eine Höhe von 362 m ü. M. gebracht. Von hier aus war spätestens nach den Erweiterungen eine reibungslose Wasserlieferung auch für die Bewohner der Altstadt gesichert. Das heute noch sichtbare, aus Backsteinen gemauerte Portal der Quelle bezeichnet das heute nicht mehr benutzte Wassereservoir. Die Erschließung dieser Quelle war zudem eine der Vorraussetzungen für die Errichtung der damaligen „Provinzial Heil- und Pflegeanstalt“, der heutigen Westfälischen Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie.

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