Wenn Erdkröten Mitte März über Straßen mit Autoverkehr versuchen, ihre Laichgewässer zu erreichen, erhalten überfahrene Tiere viel Aufmerksamkeit. Die Empörung ist groß und es wird nach Aktionen gerufen. Meist reicht es nur zum Aufstellen von Schildern. Aber die nutzen den Tieren wenig. Selbst wenn sie nicht direkt überfahren werden, werden sie von Luftdruckveränderungen unter den Autos getötet. Manchmal werden Straßen gesperrt, manchmal wird auch ein Krötenzaun organisiert. Immerhin, erwachsene Kröten haben eine Lobby.
Mitte Juni beginnt dann die Rückwanderung der Amphibien, der Jungkröten und jungen Grasfrösche, die sich aus Kaulquappen entwickelt haben. Dann verlassen auch die erwachsenen Molche das Laichgewässer, ihr Nachwuchs tummelt sich noch bis September im Teich.
Nach 3 bis 5 Jahren kommt die Erdkröte als geschlechtsreifes Tier zu ihrem Geburts-Laichgewässer zurück. Die Weibchen tun das i.a. nur 1 x im Leben.
Zitat Josef Blab-Biologie, Ökologie und Schutz von Amphibien-3. Auflage 1986, Seite 61: „Die Kröten sind dem einmal gewählten Laichplatz über mehrere Jahre (lebenslänglich) treu, selbst nach Verfrachtung in fremde Gewässer.“ Das wird in Kinderbüchern bereits erklärt.
Umso betrüblicher ist jede Zerstörung eines Lebensraumes dieser Tiere, wie dies erst im Frühjahr in Belecke passiert ist, wo ein wertvolles 62er Biotop einem Parkplatz weichen musste, obwohl noch nicht alle naturschonenden Alternativen geprüft worden waren. Zwar sollte an anderer Stelle Ersatz geschaffen werden. Ob das die Kröten mitmachen, ist zu bezweifeln (s. Zitat oben). Zur Erklärung 62 er Biotop: Dies ist ein gesetzlich geschütztes Biotop nach § 62 Landschaftsgesetz NRW
Wer mit sozialer Verantwortung für Mensch und Umwelt, mit Nachhaltigkeitsstrategie im Umweltschutz wie die Belecker Firma wirbt, handelt anders. Wer oder was hat hier versagt? Handfeste Argumente der Naturschutzverbände wurden jedenfalls selbst von den Behörden ignoriert.
Die Krötenwinzlinge sind gerade mal einen Zentimeter lang und ihre dunkle Farbe tarnt sie hervorragend. Etwa 80 Tage haben sie zur Entwicklung ihrer Landform benötigt und das hat nur etwa 1 % der großen Laichablage geschafft. Und wer so winzig ist und beim Überfahren auch nur einen kleinen Fleck hinterlässt, hat gar keine Lobby.
Fachleute sind der Meinung, dass nicht nur die Kröten im Frühjahr auf dem Weg zum Laichgewässer geschützt werden müssen, sondern auch das „Jungvolk“ auf dem Rückweg in die Sommerwohnungen. Sonst könnte eine Generation ausreichen, manche Arten verschwinden zu lassen.
In der Vergangenheit war die Straße im Glennetal an manchen Sommertagen übersät mit kleinen Kröten. Selbst für Fußgänger war es schier unmöglich, die Stelle zu passieren, ohne Kröten zu zertreten. Deshalb steht dort bereits im 3. Jahr ein Krötenzaun für die Jungtiere, der sie davon abhält, sich tagsüber auf der warmen Straße aufzuwärmen und erst abends in den Wald abzuwandern. Die Auffangboxen werden 2 bis 3x täglich geleert und wenn die Tiere auf der richtigen Seite sind, leitet sie ihr Navigationssystem auch sicher weiter.
Im letzten Jahr gelang es uns so, über 16.000 junge Erdkröten zu sammeln und ihren Bestand im Glennetal zu sichern.
Es ist sehr anrührend, die Entwicklung der Kröten und anderer Amphibien im Jahresverlauf zu beobachten, wie Leben im Laich entsteht, die Kaulquappen sich entwickeln und letztlich die gewaltige Veränderung (Anlage der Lungen und Gliedmaßen, Abwerfen des Schwanzes) sich vollzieht, wie es seit Millionen Jahren geschieht und uns daran erinnert, dass das Leben aus dem Wasser kommt.
Und noch etwas: Wenn Sie Interesse an Naturschutz haben und etwas Zeit dafür erübrigen können, sind Sie beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) herzlich willkommen. Wer sich für Mitarbeit am Krötenzaun interessiert, nehme bitte Kontakt mit uns auf: (Tel. 02902 – 52163)
BUND Ortsgruppe Kallenhardt (https://bundwp.sauerlandserver.de/) Peter Dresel