„Kyrill und seine Folgen“ war das Thema unserer 8. Kallenhardter Kultursafari. Das Sturmtief, das in der Nacht vom 18. auf 19. Januar mit über 200 km/h über Deutschland hinwegfegte, hat überall tiefe Spuren hinterlassen. Hoffentlich auch in den Köpfen der Menschen, denn ein Orkan wie „Kyrill“ wird kein Jahrhundertereignis bleiben, sagen Klimaforscher voraus.
Getreu unserem Leitsatz „Nur was man kennt, kann man auch schützen“, führte unsere diesjährige Kultursafari in den heimischen Forst, um den Teilnehmern die Folgen durch Kyrill zu zeigen. Neben den Sturmschäden standen aber auch Erläuterungen über die Aufarbeitung, und Wiederaufforstung der betroffenen Gebiete sowie die Demonstration einer modernen Holzerntemaschine (Harvester) im Mittelpunkt. Trotz heftiger Regenschauer fanden sich über 50 Interessierte ein und folgten uns ins Glennetal.
Herr Goebel, Leiter des Forstbetriebs der Stadt Rüthen, berichtete über seine ersten Eindrücke nach der Sturmnacht und über die wirtschaftlichen und ökologischen Maßnahmen, die bisher getroffen wurden. Noch fassungslos erzählte er, dass durch den Orkan binnen weniger Stunden ca. 120.000 Festmeter Holz umgeweht seien, was soviel bedeutet wie der Einschlag von 3 Jahren. Von den Baumarten war zu 90 % die Fichte betroffen. Aufgrund vorausgegangener Niederschläge wurden die meisten Bäume umgeworfen, d.h. entwurzelt und ist gegenüber dem so genannten Bruchholz länger lebensfähig. Direkt nach dem Sturm wurden Kontakte zu vielen Unternehmen aufgenommen, um die Wege frei zu räumen und die Schäden aufzuarbeiten. Dabei stand die Arbeitssicherheit an erster Stelle. Außerdem sollte das Holz in großen Mengen den Stammkunden zur Verfügung gestellt werden und Lösungen für geeignete Langzeitlagerungen mussten geschaffen werden, um die Holzpreise stabil zu halten. Die größten Gefahren für lagerndes Fichtenholz bestehen durch den Befall von Insekten und Pilzen. Beide führen zu einer massiven Schädigung des Holzes, was einen deutlichen Preisverfall zur Folge haben würde. Daher wurden Nasslager und Folienlager in Betracht gezogen.
Im Folienlager wird das Fichtenholz regelrecht eingepackt und luftdicht verschlossen. Durch die Luftdichtigkeit wird unter der Folie Sauerstoff abgebaut und durch das sich bildende Kondenswasser bleiben die Stämme weiterhin feucht. Das schafft ein ungünstiges Umfeld für Insekten und Pilze und die gefürchteten Trockenrisse im Holz bleiben aus. Erfahrungen für dieses kostengünstige Verfahren wurden bereits 1991 nach den Stürmen „Wiebke“ und „Vievan“ im Schwarzwald gemacht.
Im Nasslager bleibt durch die ständige Beregnung der Fichten die Holzfeuchtigkeit immer bei 100 % und ist damit nicht attraktiv für Insekten- oder Pilzbefall. Die Holzqualität bleibt über Jahre erhalten. Ein solches Nasslager ist in Warstein-Belecke zu finden.
Die anhaltende Trockenheit im Frühjahr erleichterte zwar den Abtransport des Sturmholzes, löste aber auch akute Waldbrandgefahr aus. Außerdem drohte im Sommer Gefahr durch das verstärkte Auftreten von Borkenkäfern. Mit schweren Maschinen musste das Holz so schnell wie möglich weggeschafft werden und das unter Berücksichtigung ökologischer Bedingungen. Dafür sorgten ca. 50 Mitarbeiter mit einer Tagesleistung von knapp 1.000 Festmetern.
Nach den Ausführungen von Förster Göbel folgte Oliver Aust mit seinem Beitrag über „Forstmaschinen im Einsatz“. Er verfolgte von Anfang an die Aufarbeitung der Schäden mit seiner Kamera und veröffentlichte zwei Bücher mit gleichnamigem Titel. Zunächst stellte er die einzelnen Arbeitsschritte zur Aufarbeitung der Flächen vor und welche Spezialmaschinen dabei zum Einsatz kommen.
In erster Linie ist ein Harvester für die Holzerntung im Einsatz. Er fällt die Bäume, entastet die Stämme und längt sie auf das gewünschte Maß ab. Bei Sturmholz ist das schwieriger und oftmals werden Bagger und Raupen zur Entzerrung des Holzgepflechts hinzugezogen. Zum Team gehören ein Maschinenführer und ein Abstocker, der die Arbeit unmittelbar vor der Maschine übernimmt und stets im Funkkontakt mit seinem Partner ist. Sicherheit ist im Wald höchstes Gebot. Ein wichtiger Bestandteil des Harvesters ist natürlich der Maschinenkopf. Er hat oftmals ein Eigengewicht von 1,6 To und kann Bäume bis zu 60 cm Durchmesser bearbeiten (Spezialanfertigungen sogar bis zu 1 m s. Abb.) Als neuste Generation solcher Fahrzeuge wurde der Hanimax-Soft genannt, der sehr umweltschonend arbeitet und kraftvoll bei einer Auslage von 15 m noch 6 To heben kann.
Den zweiten Arbeitsgang erledigen die Rückezüge, die das Holz zu den befestigten Wegen bringen und so genannte Holzpolter zur Abholung aufbereiten. Wichtig bei dieser Arbeit ist das Anlegen und Befahren von Rückegassen, welches die nachfolgenden Arbeiten der Aufforstung wesentlich erleichtert. Für den Abtransport der Stämme aus dem Wald sorgen schließlich die Lang- und Kurzholzwagen.
Bevor eine Neubepflanzung beginnen kann, kommen noch die Stukenfräsen zum Einsatz. Es handelt sich hierbei um Raupenfahrzeuge, die mit ihren großen Walzen die Wurzelteller schreddern und den Waldboden fräsen.
Besonders interessant waren auch Informationen über die ökologischen Bedingungen und Vorschriften bei den Forstarbeiten. Grundsätzlich kommen nur noch Maschinen zum Einsatz, die mit Bio-Treibstoff betankt sind. Auch für die Hydraulikanlagen wird zu 100 % biologisch abbaubares Hydrauliköl verwendet. Ökologisch wichtig ist auch die Art und Weise der Aufarbeitung der Flächen. Resthölzer und Grünmasse werden ordentlich in die Rückegassen gelegt, um tiefe Schneisen zu vermeiden und den Waldboden nicht unnötig zu verdichten. Eine weitere Möglichkeit das Restholz zu verwerten, ist das Pressen dieses Materials zu Bioheizmasse. Für diese Arbeiten werden Bündler eingesetzt, die von der Bauweise den Rückezügen gleichen und mit Bündelaggregaten ausgestattet sind.
Ein Highlight der Exkursion war natürlich die Vorführung eines Harvesters. Mit einem Timberjack wurde uns demonstriert, wie die Bäume im Minutentakt gefällt und verarbeitet werden können. Vor allem die Kinder waren beeindruckt von diesem hautnahen Erlebnis. Sie durften schließlich auf den Harvester klettern und in der Kabine Platz nehmen. Dem Maschinenführer wurden dann „Löcher in den Bauch“ gefragt. Besonders interessant war natürlich der Bordcomputer.
Der Abschluss der diesjährigen Kultursafari fand beim gemütlichen Kaffeetrinken im Rathaus statt. In einer abschließenden Fotoshow wurde der Zustand des Waldes um Kallenhardt gezeigt sowie spektakuläre Bilder von Forstmaschinen im Einsatz. Oliver Aust und Förster Andreas Goebel standen auch hier Rede und Antwort, denen wir an dieser Stelle nochmals herzlich danken.