Historische Erzgewinnung in Kallenhardt

Die 10. Kultursafari endete am Grubenteich. Die idyllische Lage, die Ruhe und die Tier- und Pflanzenwelt sind beeindruckend. Eingerahmt wird der Teich von Schwarzerlen (der Name leitet sich von der dunklen Borke ab, mit der man früher Stoffe schwarz färbte). Auf dem Wasser hat sich das Schwimmendes Laichkraut ausgebreitet, die Sumpfpflanze Gewöhnlicher Froschlöffel steht mitten im Teich. Schon verblüht ist das Greis- oder Fuchskreuzkraut. Es wurde früher wegen seiner blutstillenden Wirkung als Heilpflanze eingesetzt; heute nicht mehr, denn es schädigt die Leber.

Wer sich hier nun aufmerksam umsieht, entdeckt das Schild „Grubenteich“ des Heimatvereins. Und schon sind wir bei unserem Thema historischer Erzbergbau in Kallenhardt:

„Neben dem Abbau und der Nutzbarmachung von Kalkstein rund um Kallenhardt – die älteste Nachricht über eine Kalkbrennerei findet sich 1569 im Stadtbuch – verbreitete sich im Sauerland auch das Berg- und Hüttenwesen. Bereits im 16. Jahrhundert besaß Kallenhardt 3 Eisenhütten .“

Das Eisen wurde in Schmelzöfen, den Rennöfen, gewonnen. (Rennofen wegen der rinnenden Schlacke). Aus diesen Öfen wurde die Luppe herausgezogen, Eisenerz, das mit Schlacke-Resten verklebt war und das durch Hämmern von Schlacke, Kohlenresten und Luftblasen befreit und weiterverarbeitet wurde zu Schmiedeeisen.

Wo stößt man hier und heute noch auf Reste des mittelalterlichen Bergbaus:
Aufmerksam auf die mittelalterlichen Förderstellen wird man heute durch die „Pingen“ oder ,,Kuhlen“. Der Erzabbau folgte früher zuerst den an der Oberfläche austretenden Erzgängen im Tagebau. Man legte Schächte, Gräben und Stollen an, durch Erosion bildeten sich später trichterförmige Kuhlen, die so genannten ,,Pingen“ oder auch lange, breite Gräben, die heute noch zu erkennen sind.

Ab dem 15. Jahrhundert gab es eine ganze Reihe von Gruben in der Kallenhardter Gemarkung, sei es am Biesenberg, am Hohlen Stein oder am Hohlpoth.

Neben Eisenerzen wurden u.a. Blei-, Kupfer-, Zink-,Silber- und Alaunerze gewonnen. Östlich vom Grubenteich lag ab 1593 die Grube am Alaunplaß am alten Weg nach Esshoff. Alaun wurde aus Alaunschiefer gewonnen. Das Gestein setzt bei der Verwitterung oder beim Erhitzen Alaunsalz frei, das früher in Gerbereien in großem Umfang verwendet wurde. Im Altertum diente es als Flammschutzmittel für Holz . Heute benötigt man Alaun zum selber Herstellen von Knete, als Blutstillstift und für techn. Verwendung. Eine „Pinge“ (Kuhle) haben wir auf dem Gang zum Grubenteich angesehen. Möglicherweise war das eine alte Alaungrube.

Weiter im Text des Schildes: „Man nannte die Grube (die Alaungrube) „niggen Aliunsberg auf der Essieger Bieke““, so heißt dieses Waldgebiet heute noch.

Die frühesten Nachrichten über die Gewinnung und Verhüttung von Eisenerzen im Lörmecketal stammen aus der Eisenzeit einige 100 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Ausgrabungen im Hohlen Stein (durch Prof. Andree und Rektor Henneböhl) in den 1930er Jahren haben den Nachweis erbracht. Diese Eisenhüttenleute haben im Hohlen Stein gewohnt und haben im Lörmecketal Eisenerze gebrochen und in sogenannten Rennöfen mit Holzkohle geschmolzen und das Eisen verarbeitet.

Zwischen 1700 und 1800 schieden Rüthen und Kallenhardt im wesentlichen als Standorte für Bergwerke und Hütten aus. Die Arbeit war nicht mehr rentabel. Kallenhardt hat dann nur noch die Holzkohle für die Öfen geliefert.

Nach diesem kleinen geschichtlichen Ausflug nun zurück zum Grubenteich. Hier wurde die Kallenhardter Bergbaugeschichte Ende des 19. Jahrhunderts doch wieder belebt, als hier im Tal des Bächleins Faule Siepen (=Fuile Suipen=versumpftes Tal) die Grube Hubertus gegründet wurde. Die Gewerkschaft Hubert -Gewerkschaft war damals ein bergrechtlicher Begriff- also die Gewerkschaft Hubert ist 1881 mit der Gemeinde Kallenhardt zwecks Errichtung eines Bergwerkes zur Gewinnung von Blei- und Silbererzen in Verbindung getreten, das führte zur Errichtung der Grube Hubertus.

Dazu findet man folgende Informationen: Zitat nach Heinz Gerwiner:

„Am 6. Oktober 188 ? wurden 22 Arbeiter, überwiegend jüngere Männer, beschäftigt. 1882 verkauft die Gemeinde 5,57 Hektar Waldgrund und den aufstehenden Wald an die Gewerkschaft.
Der Schacht wurde abgetäuft und mit einer Dampfmaschine die Seilfahrt betrieben. Ein Zechenhaus wurde errichtet.

Um zur Wäsche der Erze genügend Wasser zu haben, wurde im Faulen Siepen der heute noch vorhandene Grubenteich angelegt und eine Aufbereitungsanstalt der Erze errichtet.

Das noch vorhandene Wohnhaus (Jagdhaus) wurde zur Wohnung des Direktors und man baute eine Schmiede und eine Schreinerwerkstätte.

Die Knappen erhielten einen Schichtlohn von umgerechnet 1,80 bis 2,50 DM.
Vom Schacht aus wurden drei Stollen, der Auerhahn, der Birkhahn und der sogenannte neue Gang angelegt.“

Das Wasser des Grubenteiches benötigte man zur Erzwäsche. Das Erz wurde anschließend über den „Hunneleop“* zunächst zur neu gebauten „Nuttlarer Chaussee“ (erbaut Ende 19. Jhdt.) gezogen, auf Pferdefuhrwerken nach Nuttlar zur Bahnstation befördert und von dort mit der Bahn zur Verhüttung nach Dortmund transportiert.

*Hunneleop heißt Hundelauf: In der Bergmannssprache heißen die Förderwagen Hunde. Mit diesen Förderwagen wurde das Erz bis an den Verladeplatz an der Nuttlarer Straße gebracht.

Zurück zum Schild des Heimatvereins: „Renaturierung und Uferbefestigung in den vergangenen Jahren gaben dem Teich seine jetzige  Bedeutung: Erhaltung des ökologischen Gleichgewichtes, Tummelplatz für heimisches Getier und schließlich Wasserreservat im Brandfalle.“

Dazu muss aber gesagt werden, dass dies nicht der ursprüngliche Ort des/der Grubenteiche ist. Durch eine Aktion der Stadt Rüthen wurden vor Jahren leider die ursprünglich weiter oben liegenden Grubenteiche hierher verlegt.

Zusammengefasst: Im Mittelalter lag Rüthen durchaus im Mittelpunkt eines kleinen Montangebietes. Die Lagerstätten sind überwiegend in der Gebirgsbildungsphase des rechtsrheinischen Schiefergebirges im Karbon entstanden. Der untermeerische Vulkanismus wurde von aus der Tiefe aufsteigenden heißen, metallhaltigen Lösungen begleitet, die die Spalten und Klüfte der Sedimentgesteine mit Erzen anreicherten.

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1 Kommentar

    • Klaus Uffmann auf 19. August 2013 bei 14:13

    Liebe Ortsgruppe,
    ist Ihnen eventuell im Zusammenhang mit der Grube Hubert bei Kallenhardt etwas über die Grube „Neue Rumpensglück“ bei Kallenhardt bekannt. Bei Caspar Rumpe heißt es: Grube Neue Rumpensglück am kleinen Steinberg, 1h von Eßhof nach Kallenhardt bei Kröppers Wiese. Dort wurde Antimonit gefunden, welches Rumpe für seine Nadelfabrikation in Altena brauchte. Es wäre schön, wenn Sie hierüber noch Unterlagen oder Auskünfte besäßen.
    MfG: Klaus Uffmann (Nat. Verein Bielefeld)

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