Amphibienwanderung im Glennetal 2013

(Ein Bericht von Peter Dresel mit eigenen Fotos und einem Video von Josef Schmitz)

„Ihre Kröten spielen heute verrückt!“ Die Nachricht kam am 17.4. von unserem Briefträger, er meinte aber keine Einlage bei der Postbank, sondern die Erdkröten am Glenneteich: „Die sitzen auf der falschen Seite des Zauns“. Aber der Reihe nach: Bereits am 19. März hatten wir als BUND-Gruppe den Krötenzaun errichtet, aber dann kam erst mal ein Wintereinbruch mit Frost bis zum 9. April. Am 10. April, in vergangenen Jahren war um diese Zeit bereits alles „gelaufen“, legten die Amphibien endlich los mit ihrer Wanderung zum Laichgewässer. Nach 1 Woche –üblich sind ca. 3 Wochen – tummelten sich die alle Tiere im Teich. Auffallend viele Weibchen trugen bereits im Sammeleimer ihre Männchen huckepack. Nur keine Zeit verlieren mit der Partnerwahl, der Nachwuchs muss schnell her. Mittlerweile „brodelt“ das Wasser im Teich vor lauter Krötenaktivität. Die Laichschnüre sind gespannt, jetzt darf es noch ein bisschen Wellness-Schwimmen sein.

Bereits nach 1 Woche ist aber Schluss mit lustig, die Kröten zieht es wieder in den Wald. Im Gegensatz zum Kaulquappen-Nachwuchs lebt man nicht vegetarisch, Schwimmen macht hungrig und die leckeren Würmer und was da sonst noch kreucht und fleucht gibt es nicht im Wasser.

Am 17.4.2013 begann die Rückwanderung der ersten erwachsenen Erdkröten in den Wald. Da saßen die Kröten auf der „falschen Seite“ (s.o.) Schnell musste der Zaun entfernt werden. Jetzt kommen wir Menschen als Autofahrer wieder ins Spiel, kein Zaun schützt die Rückwanderer, die wieder über die Straße in den Wald krabbeln müssen. Es geht jetzt allerdings zügig, das Paarungsgeschäft ist erledigt. Soll der Nachwuchs sehen, wie er im Teich alleine klar kommt.
Die Bilanz des Frühjahrszauns 2013 im Vergleich zum Vorjahr:

 

Erdkrötenweibchen

EK-Männchen

Molche

2013

943 (Anteil 30%)

3157

297

2012

632 (Anteil 19%)

2713

308

 

Am 17. April konnten die im Teich noch verbliebenen Kröten beim Ablaichen beobachtet werden. Bei einer Entwicklung von 80 Tagen wie im Vorjahr wäre die Rückwanderung der Jungkröten ca. am 6.7. zu erwarten gewesen. Deshalb begannen wir am 29.6. bei strömendem Regen mit dem Sommerzaun-Aufbau. Aber auch hier spielte uns die Witterung einen Streich. Am 4.7. war an Kaulquappen im Teich der erste Beinchenansatz zu erkennen, am 17. Juli wurde der erste Molch-Rückwanderer gesichtet (erwachsene Molche beginnen zeitgleich mit den Jungkröten zurück in den Wald zu ziehen) und am 18.7. ging die erste Kröte an Land. Eine Woche später setzte nach langer Hitzeperiode Regen ein und an einem Tag landeten ca. 7.000 junge Kröten in unseren Fangboxen. Das war ein Gewusel. Gleichzeitig krabbelten ca. 1.000 Erdkröten über die Pferdetränke aus dem Schlossteich. Die Kinder waren im Großeinsatz und trugen die Tiere in den Wald am Schloss, Abenteuer pur. Bis zum 5. August dauerte diesmal die Krötenwanderung. Den Kröten bleibt 2013 weniger Zeit, sich auf den Winter vorzubereiten.

 

Junge Erdkröten Junge Grasfrösche Erwachsene Molche
2013 Sommerzaun

Ca. 37.000

22

373

2012 Sommerzaun

Ca. 54.000

379

436

2011 Sommerzaun

Ca. 16.000

66

94

 

Je nach Witterung fallen die Zahlen sehr unterschiedlich aus. Die vom Teich abwandernden Amphibien sind großen Gefahren und Krankheiten ausgesetzt. Nur wenige schaffen es bis zur Geschlechtsreife. Männchen wandern nach 3-4 Jahren und dann jährlich, Weibchen erst nach 5 Jahren wieder zum Ablaichen in den Teich, Weibchen i.a. 1x im Leben, danach erfolgt wieder der Fettaufbau und evtl. ein 2. Ablaichen bei einem Lebensalter von 10-12 Jahren.

Zäune im Frühjahr und Sommer schützen das Ablaichen und die Rückwanderung der Jugend. Dabei hat der Sommerzaun zum Überleben der Krötenpopulation eine besonders hohe Bedeutung, damit die Amphibienvölker nach ca. 30 Millionen Jahren Überlebenskampf noch eine Zukunft haben.

 

PS: Am 5.7.2013 legte ich eine Lasagne-Platte am Ufer des Teichs aus. Die Idee: Kaulquappen lieben die Nudelmasse und würden sich an ihr versammeln. Dabei könnte der Entwicklungszustand erkannt werden und das Abwander-Datum aus dem Teich leichter bestimmbar sein. Am nächsten Tag war die Lasagne-Platte vom Ufer verschwunden. Sie schwamm angefressen und umgeben von unzähligen Kaulquappen mitten im Teich (siehe auch Fotogalerie). Josef Schmitz gelangen am 7.7. einmalige Video-Sequenzen, in der die Kaulquappen zu Tausenden einen regelrechten Tanz um die geliebte Lasagne-Platte machen (siehe Video)

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