1. Kallenhardter Fledermausnacht

Am 24. August hatten sich rund 70 Teilnehmer an einem wunderschönen Sommerabend auf Schloß Körtlinghausen versammelt, um Näheres über unsere heimischen Fledermäuse zu erfahren und die fliegenden Kobolde der Nacht mit eigenen Augen bei der Jagd auf Insekten zu beobachten.

Während Vita Nolte, die frühere Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe, über die Arbeit und die Bedeutung des BUND für den örtlichen Naturschutz informierte, wurden auf dem Heuboden einer Scheune die Phantasien der zahlreich erschienen Kinder mit einer Gruselgeschichte weiter geschürt. Kurz vor Einbruch der Dämmerung trafen Kinder und Erwachsene wieder zusammen, um durch die für den Abend geladenen Experten Dr. Henning Vierhaus und Reinhard Wohlgemut – beides ausgewiesene Fledermauskenner und -schützer – viel Wissenswertes und Interessantes über die nachtaktiven Tiere zu erfahren.

Dabei wurde gründlich mit den üblichen Vorurteilen gegenüber Fledermäusen aufgeräumt. Spätestens jetzt wurde klar, dass Fledermäuse nur in Gruselgeschichten als Vampire Angst einflößen können: Eine kleine, pelzige, nach einer Verletzung fluguntaugliche Fledermaus, die Dr. Henning Vierhaus beheimatet und zu Demonstrationszwecken mitgebracht hatte, wurde ausgiebig gestreichelt und von den kleinen Besuchern mit „süß“ und „niedlich“ betitelt. Mit Mehlwürmern aus der Pinzette wurde das Tier bei Laune gehalten und entpuppte sich als regelrechter Präsentationsprofi. Es ließ sich von allen Seiten, auch mit ausgebreiteten Flügeln in seiner vollen Spannbreite bestaunen.

Mit dem vollständigen Einbruch der Dunkelheit ging es dann in zwei Gruppen, begleitet durch jeweils einen Dozenten zur eigentlichen Fledermauserkundung in freier Natur. Man war überrascht, welche Jagdwelt der nachtaktiven Fledermäuse die Dunkelheit uns verbirgt. Erst im Schutz der Nacht entfalten die Tiere ihre Aktivität, während sie tagsüber an geschützten dunklen Stellen, hierzu zählen auch Dachböden, schlafen. Nachts beginnt die Futtersuche der kleinen Jäger, wobei die unterschiedlichen Fledermausarten je eigene Jagdbereiche haben. Nur mittels eines Detektors, mit dem die Ultraschallwellen der Tiere in einer Frequenz von neun bis 200 Kilohertz hörbar gemacht werden, konnten in den Baumwipfeln die ersten Tiere geortet werden. Menschliche Ohren sind nicht zum Hören dieser Signale geeignet. Nur einige Frequenzen können von Kinderohren noch wahrgenommen werden. Auch die Signale der Wasserfledermäuse, die über den Gewässern um Schloss Körtlinghausen jagen, „übersetzte“ der Detektor in den hörbaren Bereich. Jetzt ließ man mit großen Taschenlampen Licht über die Wasseroberfläche blitzen und den Detektorgeräuschen folgen. Immer wieder konnte so einer der kleinen Insektenjäger gesichtet werden, wie er über das Wasser huschte. Ohne die Geräusche des Detektors wären die Tiere dem Beobachter sicherlich entgangen, jedenfalls nicht als Fledermäuse erkennbar gewesen.

Die große Jagd der kleinen Tiere über den Gewässern rief immer wieder Erstaunen hervor. Die Nacht in der Natur ist doch nicht so ruhig, wie sie den Menschen erscheint. Schließlich überließ man den Fledermäusen wieder ihr Reich, und es ging ans Lagerfeuer, wo Stockbrot, Bratwurst und Getränke warteten. Bei der nächsten Nachwanderung wird man Fledermäuse weiterhin nicht hören und auch nur selten sehen können. Es bleibt jedoch die Erkenntnis, dass die Tiere ein sehr aktives Leben führen, wenn ihnen die Lebensräume erhalten bleiben.

Fledermäuse gehören zu den Säugetieren. Sie bringen lebende Junge zur Welt und säugen sie mit Milch. Fledermäuse sind die einzigen Säugetiere, die fliegen können. Weltweit gibt es etwa 900 Arten, davon kommen 40 Arten in Europa und etwa 20 Arten in NRW vor. Die größte einheimische Art, der Große Abendsegler, wird 8 cm lang. Die meisten Fledermäuse sind Waldbewohner. Sie leben in Baumhöhlen, alten Spechthöhlen, in Astlöchern oder hinter abgeplatzter Rinde. Einige Arten, wie Zwergfledermaus, Wasserfledermaus und Breitflügelfledermaus, kann man auch in Siedlungsnähe beobachten. Wochenstuben finden sich in Dachböden, Ställen und Kirchen.

In den zahlreichen Höhlen und Stollen im Warsteiner Raum finden die Fledermäuse ausgezeichnete Winterquartiere. Im Hohlen Stein bei Kallenhardt kann man aber schon lange keine Fledermäuse mehr beobachten. Der große Besucherandrang und die ständigen Lagerfeuer haben ihnen den Garaus gemacht. Alle Arten stehen auf der Roten Liste. Durch großflächigen Einsatz von Insektiziden wird den Fledermäusen die Nahrung entzogen. Durch die Vernichtung insektenreicher Biotope verlieren die Tiere ihre Jagdbiotope. Die Fledermäuse sind auch durch Quartierverluste bedroht: Es gibt kaum noch alte Bäume, Höhlen und Stollen werden zugesprengt und Dachböden werden ausgebaut und abgedichtet.

Was können wir für unsere Fledermäuse tun?

* keine Insektizide im Garten verwenden
* einen blütenreichen Garten für Schmetterlinge und andere Insekten anlegen
* bestehende Fledermausquartiere, wie alte Bäume, schützen
* den Dachboden für Fledermäuse belassen
* Fledermauskästen bauen

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