Leider fühlen wir uns aufgrund der explizit an die Ortsgruppe gerichteten Vorwürfe, sowie der wenig differenzierten Berichterstattung der Westfalenpost gezwungen, zu dem am 13.4.11 veröffentlichtem Artikel „Mit Widerstand nicht gerechnet“ Stellung zu beziehen.
Dazu wurde am 15.4.11 folgender Leserbrief an die Lokalredaktion in Warstein mit Forderung des vollständigen Abdrucks geschickt:
Leserbrief zum Artikel „Mit Widerstand nicht gerechnet“ v. 13.04.2011
Die BUND Ortsgruppe Lörmecketal hat nicht generelle Bedenken gegen Biogasanlagen.
Eigentlich war das Thema „Biogasanlage“ für die BUND OG Lörmecketal lange vom Tisch, ob sie gebaut würde oder auch nicht. Wenn die OG jedoch durch einen Presseartikel öffentlich als Blockierer für regenerative Energien angeprangert wird und womöglich verantwortlich gemacht wird für das Aus einer Nachfolgeregelung zweier landwirtschaftlicher Betriebe, muss das öffentlich richtig gestellt werden.
Zur Sachlage: Im April 2010 fand eine Bürgerversammlung zur Planung und Errichtung einer Biogasanlage in Kallenhardt statt, in der ein Sprecher der Landwirte das Vorhaben mit fachlicher Unterstützung durch einen Berater der Landwirtschaftskammer darlegte.
Nach heftiger Diskussion blieben dennoch einige Fragen und Bedenken vieler Anwesenden offen, mit denen sich die BUND OG durch eine schriftliche Stellungnahme an die Landwirtschaftskammer wandte.
Darin betont die OG, dass sie grundsätzlich nichts gegen die Errichtung von Biogasanlagen einzuwenden habe, wenn der vorgesehene Standort ökologisch und ökonomisch geeignet ist.
D.h., nicht eine Biogasanlage an sich, sondern der Standort Kallenhardt wurde hierfür aufgrund seiner geographischen Lage hinterfragt und es wurde auf die Besonderheit des Wasserschutzgebietes in der Stellungnahme verwiesen.
Als absolut sinnvoll betrachtet es die OG, wenn die überschüssige Wärme einer solchen Anlage durch die Steinindustrie abgenommen und genutzt werden kann. Dies wirft auch kein schlechtes Licht auf die Betriebe. Da sich das Projekt (wie auch jetzt im Artikel betont) aber nur durch die Fremdabnahme der Prozesswärme rechnet, zeigt jedoch, dass die Anlage kalkulatorisch auf „wackeligen Füßen“ steht und man sich in die Abhängigkeit eines Abnehmers begibt.
Große Bedenken und Sorgen bestehen seitens der OG vielmehr darin, dass sich um Kallenhardt eine Monokultur entwickelt und ein verstärkter Maisanbau, vor allem im Wasserschutzgebiet, folgenschwere Auswirkungen haben könnte. Zu befürchten wäre eine Beeinträchtigung der Artenvielfalt, erhöhte Geräusch- und Geruchsbelästigung, erhöhte Bodenerosion und eine starke Belastung des Grundwassers. Nach Aussagen der Antragsteller sollte genau das vermieden werden, indem die Anlage mit Mist und Gülle aus den eigenen Betrieben sowie zum Teil aus nachwachsenden Rohstoffen unter Beachtung von Fruchtfolgen beschickt werden sollte. Hierbei drängte sich die Frage auf, ob es sich um eine bloße Absichtserklärung handelte oder ob dies Bestandteil einer Genehmigung sei. Das konnte nicht überzeugend vermittelt werden, schließlich ist Mais bei der Energiegewinnung viel effektiver als Rindergülle.
Außerdem ist zu befürchten, dass durch den Wegfall von Subventionen ab 2015 die Milchviehhaltung zurückgefahren wird und die Anlage durch verstärkten „Gülletourismus“ oder Maisanbau zwangsläufig beschickt werden müsste.
Das Thema Maisanbau ist selbst unter den Landwirten ein strittiges Thema und soll an dieser Stelle nicht weiter vertieft werden.
Die Intensivlandwirtschaft wurde bereits durch Hinweise aus der Steinindustrie wegen erhöhter Nitrateinträge ins Grundwasser in den Focus gerückt. Die Lörmeckewasserwerke konnten auf Nachfrage Entwarnung geben – und das soll durch einen funktionierenden Kooperationsvertrag zwischen Landwirtschaft und Wasserversorgern auch so bleiben. Deshalb war es der OG wichtig, sowohl die Landwirtschaftskammer als auch die Genehmigungsbehörden in Bezug auf die Wasserschutzgebietsverordnung in die Pflicht zu nehmen.
Der Interessenkonflikt Steinabbau/Trinkwassergewinnung ist bekannt, deshalb haben wir den Landwirten geraten, sich nicht zu Handlangern der Abgrabungsindustrie machen zu lassen. Und das war´s.
Offensichtlich beruht der Artikel auf Frust eines Einzelnen, dessen wirtschaftlichen Interessen nicht erfüllt werden und der jetzt in der BUND OG den „Buhmann“ sucht. Es ist anzunehmen, dass das Projekt Biogasanlage von einigen Landwirten überdacht wurde und nicht mehr von allen getragen wurde, sonst wäre sicher die gesamte Gruppe oder zumindest ihr Sprecher im Artikel zu Wort gekommen. Das die Story so abgedruckt und u. E. unpassend mit Bezug auf Fukushima kommentiert wurde, stößt bei uns auf Unverständnis.
Es ist wohl normal, dass sich bei Anliegern einer solch geplanten Anlage Widerstand regt. Die Behauptung, dass sie von der BUND OG unterstützt oder gar aufgewiegelt wurden ist falsch, auch wenn einige der Anlieger der OG angehören. Viele gehören auch dem Schützenverein oder dem Sportverein an. Grundsätzlich vertritt die OG ausschließlich allgemeine Interessen ohne finanzielles Ansinnen, welches sie seit Jahren durch Aktivitäten im Lörmecketal, die „Entmüllung“ des NSG/FFH-Gebiet „Höhle am Kattenstein“ und nicht zuletzt durch den Einsatz zum Schutz des Trinkwassers unter Beweis gestellt hat.
Im Übrigen pflegt die OG ein gutes Verhältnis zu den meisten Landwirten. So konnte im vergangenen Jahr das 10-jährige Bestehen der OG in harmonischer Weise mit dem 30-jährigen Jubiläum des Demeter-Hofes Gut Körtlinghausen zusammen gefeiert werden.
Es drängt sich die Frage auf, wie hier seitens der WP recherchiert wurde. Auf Tatsachen des Baugenehmigungsverfahrens wurde im Bericht nicht eingegangen und mit der BUND OG wurde auch nicht gesprochen. Diese hatte sich bewusst zurückgehalten, da ein solches Vorhaben ohnehin allein von den zuständigen Behörden abgewickelt wird und zwar ohne Beteiligung der Natur- und Umweltschutzverbände. Wir hätten uns von der Zeitung mehr Objektivität gewünscht.
Heinz Rinkowski
Für die BUND OG Lörmecketal